Tel Aviv gehört zu einem
der interessantesten Flughäfen auf dem Streckennetz der AUA A320 Familie.
Alleine der Anflug ist aus Pilotensicht eine Reise dorthin wert, außerdem
ist der Verkehr zu den Spitzenzeiten recht dicht und ATC leistet gute
Arbeit, was im Mittleren Osten nicht üblich ist. Der westliche, vor allem
amerikanische Einfluss, ist am ganzen Flughafen zu spüren. Zu spüren
bekommen die Passagiere das in erster Linie bei den Sicherheitskontrollen,
die - wie man hört - von sehr streng, genau bis schikanös gehen. Es wird
nichts dem Zufall überlassen, jedes Handgepäckstück wird erfasst und
registriert, keine noch so ungefährliche Babynagelschere findet den Weg in
die Passagierkabine eines Flugzeuges! Aber nun zurück zum interessanteren
Teil, nämlich zum Flughafen Ben Gurion. Allerdings bleibt mir auch da ein
Ausschweifer zur Sicherheitskontrolle nicht erspart, denn jedes Flugzeug,
dass in den israelischen Luftraum einfliegt muss sich vor dem
Frequenzwechsel beim so genannten "Tel Aviv Identification" melden und
seine Position und Sqwak bekannt geben. Aus Westeuropa erfolgt dieser "call"
ca. 180NM vor TLV. Bereits kurz darauf wird man (bezogen auf die
Standardroute der AUA) von Larnaca Radar an Tel Aviv übergeben. Je nach
Flughöhe, Gewicht und Wind beginnt der Sinkflug etwa 100 bis 120NM
westlich von TLV, wobei man sagen kann, dass bereits im Sinkflug seitens
ATC sehr gut für den Anflug auf Ben Gurion gestaffelt wird.
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Anflug auf runway 30 in Tel
Aviv. Am
Boden rollt eine zuvor angekommene
Lufthansa Boeing 747-400 zum Terminal |
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Das im November 2004 eröffnete
Terminal 3
mit den drei Satteliten mit je acht Fingern. |
Der AUA Flug OS 857 kommt
meistens ziemlich zeitgleich mit einer LH B747-400 und einem Swiss
A340-300, daher ist eine gute Staffelung wichtig. Der Flughafen TLV
besitzt ein interessantes Pistenlayout. Drei Pisten sind in einer
eigenwilligen Dreiecksform angeordnet, wobei praktisch nur die Pisten
08/26 (3687m) und 12/30 (3112m) verwendet werden, 03/21 (1780m) dient als
Taxiway. Üblicherweise herrscht nachts Ostwind und unter tags Westwind. Es
gibt ILS Anflüge auf die Pisten 12 und 26, wobei ATC versucht einen
großteil des Verkehrs über das ILS 12 abzuwickeln, auch bei Rückenwind.
Wird der Westwind zu stark (> 10kt) so erfolgen die Anflüge auf Piste 30
und da das ansteigende Gelände im Osten kein ILS zulässt (Störung des
Signals!) wird "visual", also rein nach Sicht angeflogen. Auch in diesem
Fall hat ATC die Situation super im Griff und staffelt exzellent. Der eine
Flieger setzt auf, der nächste dreht gerade auf die Base. Übrigens, das "visual
pattern" wird südlich des Platzes geflogen, also linksherum. Man kommt vom
Meer in ca. 4000ft über den Stadtstrand (der Blick hinunter erinnert mich
immer ein bisschen an die legendären "Eis am Stil" Filme :-), über dem OM
der Piste 12 geht es dann nach Süden weg, um die Maschine in eine gute
Position für den Sichtanflug zu bringen. Bei einem A321 bedeutet das Flaps
2, Gear down und ca. 1500ft wenn man sich "abeam" befindet, also querab
der Pistenschwelle 30. Kurz vor dem Aufsetzen auf Piste 30 überfliegt man
noch einige Hangars, die oft den (teils lebhaften) Wind vom Meer
verwirbeln.
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Nach der Landung geht's
dann gleich links von der Piste runter und nur einige hundert Meter zum
modernen Terminal 3, auf dem eigentlich alle kommerziellen Flüge
abgewickelt werden. Dieses Terminal wurde erst vor einem knappen Jahr, ich
glaube im November 2004 eröffnet. Das zuvor verwendete Gebäude wirkte eher
klein, eines internationalen Flughafens eher unwürdig, es gab nur
Außenpositionen. Der neue Terminal weist drei Satelliten mit jeweils acht
Fingergates auf so wie einige Außenpositionen. Bei Westwind erfolgt der
Start auf Piste 26 wobei die Rollzeit vom Terminal 3 zum holding point
mindestens 15 Minuten beträgt. Oft wird einem dann noch eine Militär
Hercules vorgezogen. Das Militär hat einfach absolute Priorität in Israel!
Der Start erfolgt dann südlich am Stadtzentrum vorbei über den Strand
hinaus aufs Meer Richtung Zypern.
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Nun noch zum Verkehr, den man
in TLV erleben kann: Da wir meist nur eine knappe Stunde am Boden stehen
kann ich hier natürlich nur einen kleinen Überblick geben, allerdings
handelt es sich um die Stoßzeit was den europäischen Verkehr betrifft. Am
frühen Nachmittag sind in TLV täglich zu sehen: AUA A321, Lufthansa
B747-400, Swiss A340-300, British B767-300 (manchmal auch B777-200),
Alitalia A321, Air France A320, Iberia A320. Weiters ist natürlich die
gesamte El Al Flotte vertreten, sowie Arkia, Israir und Sun d'Or Maschinen
zu sehen. Auch einige Schmankerl hab ich hin und wieder schon angetroffen,
nämlich Transaero B747-200, Ethiopian B737-700 & B757-200... Das
Frachtgeschäft blüht ebenfalls recht stark in TLV, am stärksten vertreten
sind El Al und Cargo Airlines B747-200F, MNG Cargo A300BF, FedEx A310F.
Auch sehr interessant sind die doch recht zahlreich vertretenen B707, die
als Tanker oder Militärtransporter herumfliegen. Und ebenfalls zu erwähnen
sind die Wartungsbetriebe am Flughafen Ben Gurion wodurch weiter
interessante Visitors zu sehen sind, gerade im Anflug auf 30. Unlängst
waren das ehemalige Maschinen von: Delta B767-200, Air Canada B747-400,
Polar Cargo B747-200F,... Die meisten werden modifiziert für neue Kunden
oder zu Frachtern umgerüstet. Und noch etwas: Solltet ihr mal dort
unterwegs sein, so seid bitte vorsichtig mit dem Zücken einer Kamera, ich
glaube die Israelis sehen das nicht so gern... :-) Soweit meine Eindrücke
von Tel Aviv Ben Gurion! In diesem Sinne: SHALOM! |

Eine Dash 7 der Arkia während
des Rollens auf
einem der Rollwege |